8 Meter, 5 Tonnen, ein Fisch

Montag, 13.04.2015

Ich begrüße alle Leser des Blogs herzlich mit einem: G'day mate,

frisch aus dem Wasser zurück, melden sich Thomas und Katarina. Was wir im Wasser entdecken durften, versetzt uns noch immer in ein freudiges wir-können-es-gar-nicht-fassen Gefühl. Nun aber erstmal chronologisch anfangen.

Wir erreichten Exmouth nach unseren Tagen im Karijini Nationalpark am 10. April abends im Dunkeln, nach 720km. Unsere schlaue app Wikicamps und unser Straßenatlas mit vielen eingezeichneten Campingplätzen zeigten uns leider keine kostenlosen Schlafplätze an. Als wir jedoch ankamen, entdeckten wir einen Parkplatz, direkt am Meer, ohne "No camping" Schild und es standen dort schon 2 Backpackerautos. Na dann gesellen wir uns dazu und genossen die Nacht mit wunderschöner Kulisse. Wir ließen unsere Tür offen und konnten somit den Wellen lauschen.

Am Morgen erwachten wir und wir konnten in unserem Bett den Sonnenaufgang beobachten. Es gibt wohl definitiv schlechtere Orte zum aufwachen. Unser erster Weg in Exmouth führte zu einer Dusche, denn die hatten wir schon länger nicht mehr gesehen. Frisch geduscht, machten wir uns auf zu den örtlichen Touranbietern, denn wir gönnten uns in Exmouth ein besonderes Highlight. Wir wollten mit einem besonderen Meeresbewohner schwimmen gehen, dem Walhai. Nun ist es so, dass es in Exmouth sicher 10 verschiedene Anbieter gibt. Um uns auch alle anzuhören, statteten wir allen ein Besuch ab und hörten uns die Vorzüge an. Preislich gibt es kaum Unterschiede. Nach einer guten Stunde hatten wir uns für eine Tour entschieden, der Vorteil dieser bestand darin, dass nur 8 Leute inklusive uns die Tour gebucht hatten. Somit hatten wir eine kleine Gruppe und mehr Zeit mit dem Walhai zu schwimmen.

Den restlichen Tag verbrachten wir in Vorfreude bummelnd durch die Stadt. Wir genossen diesen faulen Tag sehr nach der ganzen Fahrerei der letzten Wochen. Zur Feier des Tages gönnten wir uns auch einen Smoothie und ein leckeres belegtes Paninisandwich. Warum das erwähnenswert im Blog ist? Weil wir zwei Meereserkunder mal wieder mehr Glück als Verstand hatten. Thomas wartete im Shop auf das Panini und griff zu, als die nette Verkäuferin den Namen unseres Sandwiches nannte. Dies teilten wir brüderlich und fühlten uns satt und zufrieden. Keine 15 Minuten später kam eine Angestellte aus dem Kaffee und rief laut eine Nummer aus, und zwar unsere für das Sandwich (wir hatten eine bekommen, aber dann einfach zugegriffen als der Name des Sandwiches gesagt wurde). Wir erklärten ihr kurz die Situation und sie schaute uns an und ging wieder rein. Danach kam sofort die nächste Angestellte raus, schaute auf unsere Nummer, gab uns das Sandwich und meinte, wenn das eure Nummer ist, dann ist das euer Sandwich. Unser Glück kaum fassend, machten wir uns vom Acker, um unser zweites Sandwich zu genießen. Thomas hatte ein wenig Angst, dass sie uns das noch abnehmen würden. Zwei Sandwiches zum Preis von Einem. Das konnte was.

Nun aber zurück zum Tag. Den verbrachtend wir gammelnd am Strand liegend und kühlten uns zwischendurch immer wieder im Meer ab. Jap, wir sind froh wieder an der Küste zu sein, auch wenn wir die Erfahrungen im Outback nicht missen möchten. Somit ging ein entspannter Tag irgendwann zu Ende und wir beschlossen wagemutig nochmals unseren kostenlosen Schlafplatz zu nutzen. Wir hatten am Tag ein Schild an der Touristeninformation entdeckt, welches campen im kompletten Ort verbietet. Was aber die Nacht davor schon klappte, sollte auch dieses Mal gut gehen.

Am nächsten Morgen, dem 12. April, war es dann soweit, unsere Tour mit Walhaien stand bevor. Dafür trafen wir uns morgens um 7:30 Uhr, um dann mit dem Bus zum Hafen vom Ningaloo Reef zu fahren. Wir wurden mit einem kleinen Beiboot, dem dingi, zu unserem Tourboot gefahren und das war wirklich super ausgestattet. Da wir nur 8 Leute waren, hatten wir eine Menge Platz, um uns breit zu machen. Unser erster Stopp nach Tee, Kaffee und Gebäck war im Ningaloo Reef, um zu schnorcheln. Viele Australier hatten uns schon vom Ningaloo Reef vorgeschwärmt. Beim Schnorcheln konnten wir schon einige Vorzüge des Riffs erkennen. Ganz anders als im Great Barrier Reef besteht das Ningaloo Reef aus Hartkorallen, statt weichen Korallen, das heißt die dominierenden Farben sind braun und grün, dafür kann das Riff aber mit atemberaubenden Tieren punkten. So sahen wir beim ersten Schnorchelausflug mal wieder eine Schildkröte. Diesmal schwamm Thomas mit ihr einige Meter. Diese Tiere sind immer wieder beeindruckend. Auch ein riesiger Stachelrochen (solch ein Rochen hatte Steve Irwin das Leben gekostet) konnte unserem Blick nicht entgehen, obwohl er sich ziemlich clever im Sand versteckt hatte. Ansonsten fanden wir das Riff wirklich schön, aber zu diesem Zeitpunkte konnte es noch nicht mit dem Great Barrier Reef mithalten.

Nach einem kurzen Snack (wir wurden den ganzen Tag mit Leckereien verwöhnt) fuhren wir dann in die Gewässer, in denen Walhaie gerne schwimmen. Nun aber erstmal ein paar Fakten zum Walhai. Diese majestätischen Tiere, die auch die harmlosen Riesen des Ozeans genannt werden, können bis zu 18 Meter groß werden. Sie sind keine Wale, sondern Haie und gehören somit in die Kategorie Fische. Sie ernähren sich ausschließlich von Plankton und Menschen stellen somit keine Beute dar. Daher konnte ich auch relativ gelassen an den Schwimmausflug gehen. Thomas hatte mir seit Beginn unserer Australienreise davon vorgeschwärmt mit diesen Tieren schwimmen zu gehen. Nachdem ich die Bilder gesehen hatte, packte mich auch das Walhaifieber.

Ein Flugzeug erkundete vorher aus der Luft, wo wir einen Walhai finden können. Und dann war es soweit, auf Kommando sprangen wir so schnell wie möglich ins Wasser und hielten Ausschau nach dem Walhai. Unsere Tourbegleiterin Mel zeigte uns die Richtung an, aus der der Walhai kommen sollte. Und dann geschah etwas, was mich jetzt noch in Staunen hält. Plötzlich erscheint ein riesiger Fisch aus dem scheinbaren Nichts. Scheinbar ohne Anstrengung schwamm dieser in nächster Nähe an uns vorbei und schon ging das schwimmen los. Wir versuchten mit dem 8 Meter (!!!) langen Walhai mitzuhalten und beobachteten ihn dabei ehrfürchtig. Dieses wirklich riesige und wunderschöne Tier schwamm keine 3 Meter neben uns. Ein Walhai, einfach neben uns. Einmalig, das kann ich euch sagen. Völlig begeistert schwammen wir nach einiger Zeit zurück aufs Boot.

 

Wir sollten uns bereit halten, denn sie hatten noch einen zweiten kleineren Walhai gesichtet mit dem wir wieder mitschwimmen durften. Und da war wieder das Kommando, also alle man über board und dem Walhai folgen. Der "kleine" Walhai war 6 Meter lang und ich hatte das Glück direkt am Gesicht für 10 Minuten mit ihm mitzuschwimmen. Ich schaffe es nicht dieses Erlebnis gebührend zu beschreiben, aber wir hoffen, dass die Videos einiges wiedergeben können. Ich habe natürlich versucht (liebe Pauline, vor allem für dich, da wir das ja immer zusammen geübt haben) mit meinen walisch-Kenntnissen aus Findet Nemo Kontakt mit dem Walhai aufzunehmen. Er reagierte nicht, ich denke es lag daran, dass er ein Hai und kein Wal ist.

Unser nächster Schwimmgang mit dem Walhai sollte ein ganz besonderer für Thomas werden. Wir hatten vorher genaue Anweisungen bekommen, wie weit wir vom Walhai entfernt bleiben müssen (mindestens 3 Meter) und wir durften nicht vor ihm schwimmen, um ihn nicht zu stören. Das fanden wir übrigens auch besonders gut an der Tour. Die Sicherheit und der Schutz des Walhaies standen absolut im Vordergrund, denn wie es Mel so passend ausdrückte: "Wir sind hier nicht in Seaworld. Das sind zum Glück wildlebende Tiere und die sind nicht zum kuscheln oder reiten da." Zurück zu Thomas' besonderem Tauchgang. Nachdem wir alle wieder wie die Wilden ins Wasser gestürzt sind, suchten wir nach dem Walhai. Und schon zeigte uns Mel die Richtung an, aus der er kommt. Diese Richtung lag genau dem gegenüber, wo Thomas schwamm. Thomas bekam davon nicht viel mit und hielt weiterhin arglos Ausschau nach dem Walhai und dann sah er ihn, wie er direkt auf ihn zuschwamm. Nach dem anfänglichen Schreck versuchte er natürlich so schnell wie möglich dem Walhai aus dem Weg zu "gehen", denn dieser brauchte mit seinem Gewicht von mehreren Tonnen und seiner Größe von 8 Metern definitiv nicht ausweichen. Da musste der 70kg leichte Thomas Platz machen und hatte dann das Vergnügen den Walhai noch einige Meter zu begleiten. Zurück am Boot war er nicht direkt stolz auf seine Tat, aber seine Begeisterung, dass der Walhai direkt auf ihn zugeschwommen ist und er sich somit nur ein Meter vom Walhai entfernt fand, konnte er nicht verstecken. Thomas, der alte Rebell.

  

Insgesamt durften wir vier Mal mit den Walhaien schwimmen und jedes Mal war es einzigartiges, unbeschreibliches und vor allem faszinierendes Erlebnis, welches wir so schnell nicht vergessen werden. Nach einem ausgiebigen Mittagessen fuhren wir zurück Richtung Land, vorher legten wir nochmal einen verhängnisvollen Zwischenstop beim Schnorcheln ein. Warum verhängnisvoll?, fragt ihr euch sicher. Denn dieser Schnorchelausflug endete letztendlich im Krankenhaus. (Ihr müsst euch jetzt düstere Musik dazu vorstellen). Beim Schnorcheln sahen wir wieder viele Tiere und viele Korallen. Auf dieser Schnorcheltour begegnete uns wieder mal ein ganz besonderes Tier, ein weißer Riffhai, gute 2 Meter lang. Wie hypnotisiert sahen wir zu, wie er von uns weg schwamm, denn er hatte mehr Angst vor uns, als wir vor ihm. Doch nicht nur Fische kreuzten unseren Weg, sondern auch Quallen. Wir hatten uns vorher erkundet und unsere Tourbegleiter meinten, dass die Quallen nicht giftig sind und sie maximal nur ein leichtes kribbeln hervorrufen können. Also nicht so wie die Quallen in Queensland, die mitunter auch tödlich sein können. Somit begaben wir uns auch ohne Bedenken nur in Bikini bzw. Badehose ins Wasser.

Zurück vom zweiten Schnorchelausflug meinte Thomas auf einmal, dass ihm schlecht sei. Wir dachten es kam vom Schaukeln des Bootes. Zurück am Land legte er sich sofort ins Auto und klagte über stechende Schmerzen im Rücken. Die im weiteren Verlauf sich im ganzen Körper ausbreiteten. Irgendwann meinte er, dass er das Stechen in der Brust fühle. Dazu war er ziemlich lethargisch, seine Bewegungen wurden immer langsamer. Einigermaßen beunruhigt (ja, ich gebe zu, ich wurde ziemlich panisch) begaben wir uns auf schnellstem Wege ins Krankenhaus. Zum Glück gab es das in Exmouth. Im Krankenhaus stellte der Arzt relativ schnell fest, dass eine anscheinend doch etwas giftigere Qualle Thomas angegriffen hatte und sich das Gift nun im Körper ausbreitete und die Schmerzen verursachte. Nachdem ich mir drei Mal versichern lassen hatte, dass er davon nicht sterben würde (ich habe doch gesagt, ich wurde panisch) bezahlten wir 223AU$ und verließen das Krankenhaus. Ich wollte den Tag nicht zu weit vom Krankenhaus entfernt sein und mich die Nacht einigermaßen sicher fühlen, daher fackelte ich nicht lange und buchte uns auf einem Campingplatz ein.

Thomas erholte sich einigermaßen, aber hatte den ganzen Abend noch mit Schmerzen zu kämpfen. Wir ließen den eigentlichen wunderschönen Tag mit den Walhaien beim Film Despicable Me 2 (Ich, einfach unverbesserlich 2), der auf dem Campingplatz auf einer Leinwand gezeigt wurde, ausklingen.

Am nächsten Morgen ging es Thomas besser, auch wenn noch nicht alle Schmerzen verschwunden waren und wir begaben uns auf dem Weg nach Coral Bay. Was wir dort erlebten, könnt ihr im nächsten Blogeintrag nachlesen, denn ansonsten würde dieser hier noch länger werden und ich brauche mal eine kurze Pause vom Schreiben.

Somit sagen der fast genesene Thomas, die wieder beruhigte Katta und die Walhaie,

Cheeeeeeeaaaaaaaeeeeeeeerrrrssss (walisch)

PS: Das miese am Quallenstich war, dass Thomas sogar ein Swimshirt trug (gegen die extreme Sonne), also damit viel besser geschützt war als jeder andere. Die Qualle erwischte ihn genau dort, wo das Swimshirt endete, am Ellenbogen. Die miesen kleinen Dinger.

PPS: Es sind endlich alle Fotos oben, uch die Fotos von Ostern. Nur falls ihr nochmal schauen wollt. =)