Eine Hommage an eine ganz besondere "Lady"

Dienstag, 12.05.2015

Hallo liebe Leser,

wie der Titel vermuten lässt, können wir euch liebe Leser mit einer freudigen Nachricht verzücken. Wir konnten nach einer langen und nervenaufreibenden Woche, auf die ich später noch eingehen möchte, unser Auto erfolgreich verkaufen.

Doch hierbei reden wir nicht nur von einem Auto, sondern vielmehr reden wir hier über eine Freundin, einem Reisepartner, ein Stück neugewonne Familie und unser Zuhause der letzten knapp 7 Monate. 28.600 Kilometer reisten wir mit unserer "Old Lady Elizabeth" einmal um ganz Australien. 28.600 Kilometer, das sind fast 3/4 der Länge des Äquators. 28.600 Kilometer, das ist 6 Mal die Strecke zwischen Miami und San Francisco. Unzählige Stunden verbrachten wir auf den australischen Straßen, bei enormer Hitze, Regen und auch so manch kühleren Tagen. Elizabeth bot uns in 177 Nächten ein stets gemütliches und trockenes Dach über dem Kopf und begeisterte uns immer wieder aufs Neue mit ihren Vorzügen. Würde es erschwingliche und sinnvolle Wege geben, unsere Freundin mit nach Hause nehmen zu können, wir würden es machen. Doch leider gibt es keinen solchen Weg und daher heißt es nun endgültig Abschied nehmen von einer "Grande-Dame". Ich denke wir hätten kein besseres Auto für unsere Reise finden können und es schmerzt umso mehr, wenn wir uns anschauen müssen, unter welchen Bedingungen Elizabeth in neue Hände gegeben werden muss. Wir wünschen unserer treuen Wegbegleiterin noch ein langes Autoleben, viele Kilometer auf den Australischen Straßen und eine stets gute Hand, die sie sicher und unfallfrei durch den roten Kontinent steuert. Es war uns eine Ehre, mit dir gereist zu sein. Wir verneigen uns vor dir.

Nach diesem kurzen Gefühlsexkurs möchte ich euch aber durch unsere letzte Woche hier in Australien führen. Wie Katarina bereits im letzten Blog schrieb, sind wir seit dem letzten Montag bei Phoebe und Olli, unseren britischen Freunden. Sie leben und arbeiten bereits seit einigen Jahren hier in Perth, genauer gesagt in Fremantle. Um ehrlich zu sein, ist es sehr schön wieder die Annehmlichkeiten eines festen Zuhauses genießen zu können. Tägliche Duschen, eine vollständig eingerichtete Küche und ein eigenes Schlafzimmer sind schon sehr angenehm. Morgens aufzustehen und nicht erst mit dem Auto zu Toiletten oder einem Frühstücksplatz fahren zu müssen ist schon nicht schlecht. Dennoch muss ich sagen, dass es auch sehr komisch und ungewohnt ist, wieder in einem "normalen" Haushalt zu leben. Irgendwo vermisst man schon das Leben im Auto und die damit verbundene Freiheit. Es wird wahrscheinlich auch noch etwas dauern, bis man sich wieder voll und ganz an das normale Leben gewöhnt hat.

Katarina und ich nutzten am Montag, dem 05.05, den Tag um Perth zu erkunden und kennenzulernen, bevor wir am Abend zu Phoebe und Olli fuhren. Unser Fazit zu Perth lautet wie folgt. Perth ist eine Stadt, die über viel Reichtum verfügt und dies durch die vielen protzigen Autos und Business-Menschen in der Stadt auch zeigt. Mit zwei sehr großen Shoppingstraßen und recht ansehnlichen Hochhäusern im Zentrum ist Perth recht nett anzusehen, aber nicht vergleichbar mit beispielsweise Melbourne. Was uns enorm stark auffiel, im Vergleich zu so manch anderer australischen Großstadt, ist die große Anzahl an Obdachlosen und sozial Schwachen. Um ehrlich zu sein, ist es uns hier sogar das erste Mal so richtig aufgefallen, dass es in Australien auch bettelnde und auf der Straße lebende Menschen gibt. Es ist ein ziemlich großer Widerspruch hier in der Innenstadt zwischen arm und reich zu sehen, der so noch nirgendwo mit anzuschauen war.

 

Den folgenden Dienstag und Mittwoch verbrachten wir jeweils den Vormittag bei Phoebe und Olli Zuhause, da sich ein Paar Interessenten für unser Auto angekündigt hatten. Sie schrieben uns über Facebook oder per SMS an und zeigten sich recht interessiert. Doch dabei sollte es auch bleiben. Wenn wir eine Nachricht erhielten antworteten wir immer zügig und erhielten anscheinend als Dank dafür stundenlang nichts zurück. Zwei dieser Interessenten kündigten sich für die Vormittage an, um das Auto zu besichtigen. Jedoch erschien niemand und so warteten wir vergebens. Dieses Szenario zog sich durch, wie ein roter Faden. Nomaan und Louis versuchen derzeit ebenfalls ihr Auto zu verkaufen. Ihr ausgewählter Ort dafür ist jedoch Melbourne. Durch eigentlich täglich stattfindenden Informationsaustausch mit den Jungs wussten wir, es sieht momentan in ganz Australien bescheiden aus mit dem Autoverkauf und überall verhalten sich die Interessenten gleich. Ganz ehrlich gesagt, das ist oftmals eine Frechheit, was die Interessenten mit den Verkäufern abziehen und das zehrt sehr an dem Nervenkostüm. Wir erhielten sogar Anfragen von Leuten, die uns nur die Hälfte des Angebotspreises zahlen wollten. Getreu dem Motto, versuchen wir mal unser Glück. Was ja auch deren gutes Recht ist. Doch um ehrlich zu sein, wir möchten das Auto auch nicht verschenken. Aktuell ist es aber leider so, dass es in ganz Australien ein deutliches Überangebot an Verkäufern gibt, im Vergleich zu Käufern. Die Preise für Backpackerfahrzeuge rasen in den Keller und kaum einer bekommt sein Fahrzeug für einen anständigen Preis verkauft. Nach zwei Tagen entnervten Wartens, ohne eine Besichtigung gehabt zu haben, beschlossen wir jedoch einfach weiter in unserem Programm zu gehen und nicht mehr sinnlos Zeit mit der Warterei auf Interessenten zu verschwenden. Wer das Fahrzeug sehen möchte, der meldet sich schon. Das war das neue Motto. Abschalten konnte von uns im Endeffekt jedoch keiner, da immer der Gedanke der rasenden Zeitverschwendung hier in Perth im Kopf umherschwirrte. Wir hatten ja den Plan, nach dem Autoverkauf uns mit den Jungs in Asien zu treffen und dort noch eine Woche gemeinsam zu verbringen.

Am Donnerstag, den 08.05, putzten wir zuerst gründlich unser Auto und schlenderten später etwas durch Fremantle und schauten uns den kleinen Vorort etwas genauer an. Zwischen 13 und 14 Uhr wollte dann ein Interessent für unser Auto kommen. Nach sehr spärlicher Kommunikation mit dem Herren, ging ich gegen 14 Uhr raus zum Auto und wartete dort auf ihn. Hätte Katarina mich nicht gegen 14:15 Uhr gefragt, ob ich nicht lieber wieder ins Haus kommen möchte, würde ich vermutlich immer noch warten. Meine Stimmung war auf einem absolutem Tiefpunkt. Am späteren Nachmittag kam dann aber noch John. Ein Rentner, der an sich an dem Fahrzeug interessiert war, jedoch nur die Hälfte des Wagenpreises bezahlen wollte. Wir versuchten noch etwas zu verhandeln, was dazu führte, dass John einfach ging. Wir waren wieder genervt und frustriert, konnten aber etwas über diese seltsame Verhandlung lachen. Keine fünf Minuten später schrieb John, er hat das Geld Cash und wir sollten doch noch mal überlegen und unsere Meinung ändern. Wir beschlossen ihn als eine Art Backup-Lösung bis Sonntag offen zu halten. Meldet sich keiner, soll John das Auto bekommen und wir nehmen wenigstens etwas Geld noch aus dem Geschäft mit, was wir für Asien verwenden können. Denn nach langem Überlegen hatten wir beschlossen, spätestens am 12.05. nach Asien zu fliegen, damit wir überhaupt noch etwas von dort sehen können. Am Abend besuchten wir ein absolut geniales Filmfestival. Es wurden kurze Filme zum Thema Mountain. So konnten wir verschiedene Abenteurer beim free climbing, Skifahren oder mountainbiking sehen. Es waren wirklich sehr gelungene Filme. Das Banff Mountain Film Festival zeigt die Filme in aller Welt, also falls ihr die Möglichkeit habt, es ist mehr als lohnenswert.

Am Freitag besichtigten zwei Niederländer das Auto, die aber sehr argwöhnisch schauten. Auf gut Deutsch gesagt, würden wir sie als zwei Korinthenkacker beschreiben. Ich meine, man muss doch damit rechnen, wenn man ein älteres Auto kauft, das nicht alles perfekt ist. Aber gut, da ist wohl jeder anders. Nachmittags entdeckten wir dann den riesigen botanischen Garten in Perth, den Kings Park. Hier ließen wir einfach mal alle Autosorgen hinter uns und hatten einen wirklich sehr lustigen Nachmittag. Thomas und ich (wir teilen uns den Blog heute) spielten verstecken, fangen und hatten einige hart ungekämmte Wettbewerbe (wer springt mit drei Schritten am weitesten, wer kann am längsten genau den einen Ton halten und viele weitere solcher lustigen Spiele) Den restlichen Abend verbrachten wir gesellig mit Olli und Phoebe zu Hause. Wir haben die beiden wirklich lieb gewonnen.

 

Am nächsten Morgen, also Samstag den 9. Mai, schnappten wir Vier uns die Räder und unternahmen eine kurze Fahrradtour, um zu einem gemütlichen Bistro zu fahren, um dort zu frühstücken. Nachmittags erkundeten wir den hiesigen Markt und shoppten ein paar Souvenirs. Abends verabredeten wir uns mit Freunden von Phoebe und Olli in der Stadt (wir kannten die beiden auch schon von Weihnachten), aßen zusammen beim Mexikaner und hatten dann einen legendären Bogan und Bingo Abend. Somit zogen wir uns alle mehr oder weniger Boganmäßig an, also wie australische "Assis". Der Abend sollte dabei helfen eine Fußballmannschaft finanziell zu unterstützen und vor allem sollte er sich für uns also purer Glücksfall herausstellen. Wir saßen mit Phoebes Chef zusammen am Tisch (er wurde später noch zum Bogankönig gewählt) und unterhielten uns gut. Irgendwann erzählten wir von unserem Vanverkauf. Er zeigte sich interessiert und seine Frau sogar ein wenig enthusiastisch. Wir dachten uns nichts dabei und genossen den wirklich lustigen Abend. Unser Tisch gewann leider nichts beim Bingo, aber wir stellten fest, dass das Spiel auch Spaß machen kann. Wir hatten uns doch mit den Jungs ein Bingospiel geholt und das war sooo langweilig, wie wir ganz erstaunt feststellten.

 

Am nächsten Morgen erhielt Phoebe dann plötzlich einen Anruf von ihrem Chef, der sagte dass er unseren Van kaufen will. Wir waren ganz erstaunt und fragten noch, ob er ihn sich nicht vorher angucken will. Nein, muss er nicht, er kauft ihn einfach so. Geld spielt bei ihm wohl nicht wirklich eine Rolle und da machen die paar Tausend, die er für unsere Elizabeth zahlen will, nicht viel aus. Unser Glück kaum fassend, lachten wir tanzend im Kreis. Asien konnte also schon in 2 Tagen kommen. Wir drückten alle Daumen, dass auch die Jungs ihren Van verkaufen würden. Wir hatten einen Verkäufer, der uns mehr zahlen wollte, als alle anderen und bei dem wir wussten, er wird unsere Lady gut behandeln. Wahrscheinlich werden endlich mal alle kleineren Reparaturen erledigt, wie die Risse in den Lichtabdeckungen. Nachmittags begleiteten wir Ollie zu seinem Fußballspiel. Tranken ein paar Bier und sahen den ersten Sieg der Saison. Ein absoluter Glückstag. Zum krönenden Abschluss hatten wir noch ein super leckeres BBQ und probierten Kängurufleisch (war ganz lecker, hat uns aber auch nicht umgehauen).

Gestern, also Montag den 11.05., hielten wir wieder viel Kontakt mit den Jungs, denn wir wollten ja am nächsten Tag nach Asien fliegen (das nenne ich doch mal spontan). Unser Plan uns in Thailand zu treffen, wird leider nichts, denn die Jungs haben noch unmöglichere Leute als wir erwischt und haben einfach kein Glück beim Autoverkauf. Da die Flugzeit 11 Stunden von Perth nach Thailand beträgt und wir wieder nach Australien zurück müssen, haben wir uns dann spontan für Bali entschieden. Olli und Phoebe hatten uns viel von Bali vorgeschwärmt und da dieses asiatische Land viel schneller zu erreichen ist, nämlich in 3 Stunden, geht es morgen nach Bali. Wir haben dann den ganzen mit Flug bzw. Hotel buchen, Reiseroute recherchieren und packen verbracht. Abends brachten wir dann unsere Elizabeth zu Chris, Phoebes Chef. Einer von uns beiden hatte die ganze Autofahrt mit Tränen zu kämpfen (ihr wisst ja vermutlich, wer das war). Der Autoverkauf war wohl der schnellste aller Zeiten, wir wollten ihn noch einige Besonderheiten am Auto zeigen, aber er meinte, ach er würde das schon irgendwann selbst herausfinden. Schnell die Unterschriften gesetzt, Geld hat den Besitzer gewechselt und Elizabeth ist seit gestern Abend offiziell nicht mehr in unserem Besitz (und die Tränen liefen wieder). Was aber das Verrückteste war, nachdem wir das Auto verkauft hatten, bekamen wir nochmals 4 Anfragen für unser Auto. Die ganzen Wochen warteten wir auf Lebenszeichen von Verkäufern und als wir es endlich verkauft haben, kommen sie alle aus ihren Löchern gekrochen und wollen unser Auto. Da Leona und Tobi auch momentan versuchen ihr Auto zu verkaufen und genau so viel Glück haben, wie wir auch zu Beginn (abgesehen von Phoebes Chef), gaben wir immer ihre Nummer an die potentiellen Käufer weiter. Das Karma sollte also mit uns sein :)

Heute am 12.05. geht dann unser Flug um 16:35 Uhr nach Bali, wo wir bis zum 19. Mai bleiben werden. Wir haben uns einiges vorgenommen und wollen auf jeden Fall wieder tauchen. Wir sind ganz gespannt auf Bali. Wir hätten uns zwar total gerne mit den Jungs in Thailand getroffen, aber leider hat das zeitlich nicht geklappt. Holen wir nach Jungs!!!! Somit begann und endet unser Australienaufenthalt mit einem Besuch in Asien (zur Erinnerung, wir hatten uns doch auf dem Hinflug Singapur angeschaut). Am 19. Mai kommen wir dann abends wieder und am 21. Mai geht dann unser Rückflug von Perth nach Frankfurt.

Nach diesem wirklich langen Blogeintrag sagen Katta und Thomas,

Cheers Australia und G'day Bali