Entfernungen

Dienstag, 04.11.2014

Hallo aus Australien,

es ist ja so, dass wir bisher in diesem Blog meist alles veröffentlichten, was uns passiert ist, das waren bisher an sich wirklich nur schöne Sachen. Der journalistische Eid, den wir für diesen Blog selbstverständlich abgelegt haben, besagt, dass man auch über die nicht so schönen und vielleicht sogar etwas unangenehmen Erlebnisse berichten muss. Nun soll solch ein Bericht folgen. Für eventuelles Fremdschämen wird keine Haftung übernommen.

Nach unserer sehr erholsamen Nacht im Kangeroo Valley wachten wir tatsächlich auch an der Stelle auf, an der wir uns am Abend niedergelassen hatten. Aber die Wombats waren in der Nacht sehr bemüht unseren Van von der Stelle zu bewegen. Mitten in der Nacht wachten wir auf und merkten wie das ganze Fahrzeug wackelte. Und wir waren nicht Schuld. Zum Glück wussten wir, dass die putzigen Kerle sich gerne an den Fahrzeugen rubbeln, um sich am Rücken zu kratzen.

Ausgeschlafen sind wir heute, am 3.November, frohen Mutes zu unserer Arbeit als professionelle Kirschenpflücker aufgebrochen. Wir stellten uns natürlich vor, dass wir sämtliche Rekorde brechen werden. Man wird nämlich bei diesem Job nach Kilo bezahlt. Aber das erste Ziel hieß erst mal ankommen. Nach guten 1,5 Stunden hielten wir bei unserem Lieblingsplatz für kostenloses WLAN, genau MCDonalds. Wir wollten nochmal die genaue Adresse raussuchen und den letzten Blogeintrag hochladen. Wir wussten natürlich, wo die Kirschfarm ungefähr liegt. Nachdem wir die Adresse gefunden hatten, schauten wir nochmal auf der Karte nach und sahen, jap ungefähr da, wo wir uns es vorgestellt hatten. Ein bisschen weiter ins Landesinnere rein als wir dachten, aber das muss ja zu machen sein. Also die Daten ins Navi eingegeben und warten bis dieses die Route berechnet hat. Und Holla die Waldfee, da standen auf einmal knapp 7 Stunden Fahrtzeit. Das kann doch nicht stimmen, das sieht doch auf der Landkarte viel näher aus. Und gestern bei der Recherche standen da noch 2,5 Stunden! Also nochmal die Adresse und die Koordinaten überprüft und entschieden, dass wir es sicherheitshalber nochmal eingeben. Und das Navi berechnet wieder...und jap da stehen wieder 7 Stunden. Das war so nicht geplant. Nach langem Wundern erkannten wir unsere zwei Fehler:

1. Es gibt zwei Griffith, eins im ACT (Australian Capital Territory) und eins in NSW (New South Wales). Wir sollten uns doch beim nächsten Mal richtig informieren in welcher Stadt die Farm ist. Das haben wir uns fest vorgenommen.

2. Wir haben die Entfernung in Australien total unterschätzt. Was auf der Landkarte relativ nah aussah, stellte sich als 400km Entfernung raus. Daraus lernen wir: auch wenn etwas ganz nah scheint, kann es ziemlich weit weg sein.

Nachdem uns der Fehler aufgefallen ist, beschlossen wir, dass es sich nicht lohnt zu dem Job zu fahren, da wir nochmal nach Sydney zurück müssen für unsere Autopapiere, die uns als offizielle Besitzer für Elizabeth auszeichnen und uns genau sagen, wie viel wir für Steuer und Versicherung zahlen müssen. Das bedeutet für uns, dass wir nicht komplett 1000km wieder nach Sydney zurückfahren wollen, sondern uns in der Nähe aufhalten wollen. Unser alter, kiffender Mitbewohner aus dem Hostel sagt uns Bescheid, wenn die Briefe ankommen. Wir hoffen, dass das funktioniert.
Der Job war auch nicht der best bezahlteste, so dass wir beschlossen, dann reisen wir noch ein bisschen und suchen uns dann nach Weihnachten in Queensland einen Job, da werden dann auch mehr Erntehelfer gebraucht (wir haben hier mit der offiziellen Behörde gesprochen, die die Farmjobs verteilen und die haben uns diese Information auch dreimal bestätigt).

Nachdem wir also so lange in die falsche Richtung gefahren sind, mussten wir uns einen Alternativplan überlegen. Auf unserem Campingführer sahen wir einen kostenlosen Campingplatz, gute 2,5 Stunden entfernt, also entschlossen wir uns zu diesem zu fahren. Nach einer hügligen Fahrt sollten wir diesen erreichen und was soll man sagen, er ist einfach nicht mit den anderen zu vergleichen...es ist eine Rest Area am Straßenrand von einer viel befahrenen Straße. Wir guckten uns an und fragten uns beide: "Sind wir jetzt den ganzen Weg, vorbei an vielen tollen Städten gefahren, um an einem Straßenrand im Nirgendwo zu übernachten?" Die Antwort war schnell gefunden: "Jap, sind wir." Einigermaßen enttäuscht über unsere, sagen wir mal Naivität, versuchten wir das Beste draus zu machen. Wir spielten Karten (ich gewann 5 Mal) und erschlugen die ganze Nacht lang Mücken. Thomas' Beiname lautet ab heute: Thomas, der Mückenmörder, Stecker.

Heute Morgen wurden wir von Hähnen geweckt, was auch immer die am Straßenrand zu suchen haben, und es steht uns bevor eine neue Route zu überlegen. Wir hoffen, dass diese besser ist, als die letzte. Wir lassen es euch wissen, wie der Tag ausgegangen ist.

 
Cheers,
Katta

PS: Ich war es auch, die sich die Schultern und den oberen Rücken verbrannt hat. Nicht Thomas, der alte Sunnyboy.

PPS: Der super genaile Campingplatz hat in unserem Campingführer die Nummer 560. Diese Nummer werden wir wohl so schnell nicht wieder vergessen und sie hat sich jetzt schon als running-gag etabliert.