Trautes Heim - der Parkplatz ist dein

Sonntag, 11.01.2015

Nachdem wir Canberra verlassen hatten, fuhren wir zurück an die Ostküste. Wir verbrachten eine Nacht auf einer Raststätte an der Autobahn, die wir etwas länger suchen mussten und dafür sind wir ein paar mal umgekehrt. Nachdem wir schon halb verzweifelt waren, entschlossen wir uns einfach weiter zu fahren und den nächsten Rastplatz zu suchen. Das klappte auch. Am nächsten Morgen mussten wir nur noch Sydney passieren und den blöden Stadtverkehr hinter uns lassen. Nach gefühlten 1000 Ampeln hat das auch funktioniert. Auf dem Weg zur Ostküste passierten wir herrliche Regenwälder und tolle Seen. 

Am Donnerstag, den 8. Januar erreichten wir dann The Entrance. Ein kleine Stadt mit tollem Strand direkt an der Ostküste. Da es ziemlich windig war, unternahmen wir an diesem Tag nur einen langen Strandspaziergang und genossen es zurück am Wasser zu sein.

 

Der Freitag versprach uns herrliches Wetter, somit konnten wir einen Strandtag einlegen. Bei sonnigen 36 Grad genossen wir die Sonne und stürzten uns in die Wellen, und was für welche! Wir hatten den größten Spaß in diesen. Wir holten unser Bodyboard aus dem Auto und schmissen uns in die Wellen. Ich habe noch nie solche Wellen mit solch einer Kraft erlebt. Man konnte sich kaum auf den Beinen halten, die Wellen rissen einen sofort mit. Wir können jetzt auch absolut verstehen, warum surfen hier Sport Nummer 1 ist. Nach zweimaligen Wellenreiten mit unserem Bodyboard waren wir ausgepowert, aufgrund des Soges der Wellen. Wir hatten bisher selten so viel Spaß im Wasser. Später am Strand unternahmen wir eine wilde Sandschlacht. Ein perfekter Strandtag. (Leider befinden sich alle Bilder auf der Unterwasserkamera und die hat kein WLAN, Fotos folgen aber bald)

Am Nachmittag zogen wir dann weiter Richtung Newcastle, da wir hier einen Servicetermin für unsere Elizabeth am Samstagmorgen hatten. Angekommen in Newcastle erkundeten wir die Stadt. Da an diesem Tag der Asian Cup im Fußball beginnen sollte und die australische Nationalmannschaft den Auftakt zum Turnier an diesem Abend hatte, machten wir uns begeistert auf die Suche nach einem Pub. Wir fragten natürlich auch die Australier, wo sie heute Abend denn dieses tolle sportliche Ereignis gucken würden. Und ihr glaubt es nicht, kaum ein Australier wusste dass der Asian Cup begann und meinten, dass würden sie gar nicht verfolgen und keine Bar zeigte das Spiel. Wir waren entsetzt, die EM Australiens soll keiner verfolgen? Bei uns ist das doch ein reinstes Volksfest. Nachdem wir eine Stunde lang verzweifelt eine Bar gesucht hatten, keine fanden, gaben wir auf. So zogen wir ein wenig verwundert und enttäuscht zurück zu unserem Parkplatz. Auf dem Weg dorthin kamen wir an einem Park vorbei, in dem es abends ein kostenloses Konzert gab. Nach unserem Abendbrot schnappten wir unsere Decke und machten uns auf zu dem Park. Dort angekommen, setzten wir uns auf die Wiese und genossen mit vielen Australiern die Musik. Und man muss festhalten, die beiden Musiker hatten echt was drauf. Sie spielten viele bekannte Songs in ihrer eigenen Version, was echt klasse war. Die Stimmen der beiden Musiker waren der Wahnsinn. Ein wirklich schöner Abschluss des Tages. Hätten wir gewusst, was uns am nächsten Tag erwartet, hätten wir den Park nie verlassen.

Der Servicetermin für unsere Elizabeth stand am Samstagmorgen an. Wir machten uns pünktlich auf den Weg und erreichten den Mechaniker um kurz vor 8. Wir gaben dem Mechaniker unseren Autoschlüssel und sagten ihm, was wir bräuchten. Da unsere Reifen doch schon ziemlich runter sind, meinten wir, dass wir neue Reifen brauchen. Sein fachmännischer Blick bestätigte dies. Stolz zogen wir ein Autoreifen hervor, den wir zusätzlich zum Ersatzreifen haben und sagten, dass sie diesen doch bitte verwenden sollten. Er schaute komisch und meinte, dass der Reifen doch zu groß für unser Auto wäre. Da wir aber breitere Reifen als üblich haben, passt der eigentlich perfekt auf die Felgen. Als er sich die Reifen genauer anschaute, meinte er schon, dass dies illegale Reifen für unser Auto sind und dies nicht erlaubt wäre. Ihr könnt euch sicherlich unserer Gesichter zu diesem Zeitpunkt vorstellen. Er wollte erstmal den Service durchführen und uns dann später wegen der Reifen nochmal sprechen. Wir hatten keine Ahnung, dass unserer Reifen nicht regulär zum Auto passen, was unserer Stimmung etwas trübte. Wir vertrieben uns die Wartezeit auf dem angrenzenden Parkplatz mit Einkaufsmöglichkeiten (10 Shops, davon 3 Bäcker). 4,5 Stunden später rief er uns an und meinte er müsse mal mit uns reden. Mit einem komischen Gefühl im Bauch machten wir uns wieder zum Mechaniker, der direkt gegenüber der Shops liegt. Angekommen, erklärte er uns, dass beim Ölablassen das Gewinde der Ölwanne kaputt gegangen sei und sie kein entsprechendes Kit zum Ausbohren und Nachschneiden des Gewindes in unserer Größe vorrätig haben. Auf unsere Frage, was das bedeutet, antwortete der wirklich nette junge Mann, dass wir das Auto unter keinen Umständen anmachen dürfen, da sich kein Tropfen Öl mehr im Motor befindet. Als wir ihm erklärten, dass wir in dem Auto leben und auch heute darin schlafen müssen, machte auch er ein verzweifeltes Gesicht, denn das neue Gewinde bekommen sie erst Montag geliefert. Was bedeutete das für uns? Die Mechaniker schoben unser Auto aus der Halle raus und stellten es genau vor dem Eingang ab, denn der Parkplatz ist 24 Stunden überwacht und man darf auf diesem nicht campen, da wir aber im Auto schlafen müssen, stehen wir auf dem Privatgelände der Werkstatt. 30cm vom Parkplatz entfernt. Das heißt also wir stehen auf einem Parkplatz, auf dem die Geschäfte 24 Stunden lang offen haben, außerhalb der Stadt. Fantastisch! Und das bis Montag. Doch das war noch nicht alles. Die Problematik der Reifen stand noch bevor. Er erklärte uns, kurz und schmerzlos, dass wir neue Felgen brauchen, denn er kann uns die breiteren Reifen nicht aufziehen, da dies illegal ist und versicherungstechnische Konsequenzen hätte. (Von der Strafe, wenn uns die Polizei damit erwischt mal abgesehen) Ach ja und die Felgen hat er nicht vorrätig, sondern bekommt diese eventuell erst am Montag geliefert, oder später. Juchhu!! Neue Reifen plus Felgen und gefangen auf dem Parkplatz. Der Tag davor lief einfach zu gut. Falls ihr euch jetzt fragt, zu welchem Betrüger sind die denn gegangen, können wir euch beruhigen. Wir sind bei einer der größten australischen Werkstattketten, die wirklich als seriös hier einzustufen sind. Es kann halt nicht immer alles reibungslos auf so einer langen Reise verlaufen. Den restlichen Service hat unserer kleine Elisabeth auch mit Bravur gemeistert und sie gehört schon zu den besseren Backpacker-Autos in ihrem Alter. Nachdem wir uns mit der Situation abgefunden hatten, beschlossen wir wenigstens am Sonntag was lustiges zu unternehmen. Wir verbrachten tatsächlich den gesamten Samstag auf dem Parkplatz voller Menschen, inklusive kochen und Zähne putzen und Handy laden auf der Toilette. So viele komische Blicke hatten wir noch nie bekommen. Trotz der gesamten Situation konnten wir uns das Lachen nicht verkneifen. Bisher lief vielleicht einfach alles zu glatt. Heute wachten wir dann frohes Mutes auf und freuten uns schon auf den Ausflug. Da ja das Wochenende schon so richtig gut läuft, regnet es heute den ganzen Tag wie aus Eimern. Natürlich. Wir sind jetzt knapp 2,5 Monate hier und es ist der absolut erste richtige Regentag auf unserer gesamten Reise. Ausgerechnet heute... Somit verbringen wir heute einen weiteren Tag auf dem Parkplatz mit Spielen, lesen und Nichtstun.

Cheers,

Thomas und Katta