Wenn zwei sich streiten, freut sich ... Canberra

Mittwoch, 07.01.2015

Es war also soweit, die Hauptstadt Australiens war unser nächstes Ziel. Trotz vieler negativer Äußerungen von Backpackern, dass Canberra keinen Besuch wert wäre, zog es uns in diese Stadt. Wir wollten Australien nicht verlassen, ohne die Hauptstadt zu besichtigen. So fuhren wir stundenlang durch eine weite Landschaft, die von nichts weiter außer Rinderfarmen gekennzeichnet war. Canberra wurde, nachdem sich Melbourne und Sydney jahrelang um den Hauptstadtstatus gestritten hatten, 1901 als Hauptstadt festgelegt, als Kompromiss zwischen Sydney und Melbourne. Klingt an sich einleuchtend, das Problem dabei? Auf diesem Fleckchen Erde befand sich nichts. Somit wurde versucht eine Stadt so schnell wie möglich aus dem Boden zu stampfen. das Resultat? Eine künstlich angelegte Stadt, die wirklich nicht viel Charme hat, aber mit ein paar Highlights auftrumpfen kann. So sah die Straße kur or Canberra aus, von Vororten keine Sicht.

Wir erreichten Canberra am Morgen und unser erster Weg führte uns wie so oft in die Touristeninformation. Auf unsere Frage, was man unbedingt besichtigen sollte, bekamen wir wohl die typische Standardantwort und uns wurde einfach jedes Museum in den Stadtplan eingezeichnet. Zum Glück belesen wir uns vor jedem Stadtbesuch und hatten unsere persönlichen "die-wollen-wir-unbedingt-sehen-Orte" schon heraus gesucht.

Unser erstes Ziel hieß: Parliament House, also das Reichtstagsgebäude Canberras. Dieses ist einfach gigantisch. So gibt es in dem Regierungshaus 4500 Räume und eine Gesamtflurlänge von 9,5km. Diese wirklich interessanten Fakten hatte sich Thomas gemerkt. Da hier nicht viel los ist, außer an Sitzungstagen im Februar, konnten wir das gesamte Gebäude besichtigen. Bei einer kostenlosen Tour von einer Deutschen, die seit 20 Jahren in Australien lebt, bekamen wir wirklich interessante Einblicke in die australische Politik. So konnte die Regierung erst 1927 in Canberra Tagen, weil es bis dahin kein Gebäude in der Hauptstadt gab, welches für die Politiker groß genug war. Also eine wirklich sehr junge Stadt. Wir schauten uns die verschiedenen Sitzungssäle an, bestaunten die Magna Carta und posierten vor der doppeldeckerbusgroßen auf dem Dach. (Leider habe ich keine Ahnung wie das Wort geschrieben wird, bedeutet aber eine Fahne, die so groß ist wie ein Doppeldeckerbus)

 

Anschließend fuhren wir in die Stadt und besichtigten diese ein wenig und machten einen sehr wichtigen Besuch im Juwelier. "Ohhh, das klingt ja geheimnisvoll", werdet ihr euch sicher alle denken! (Wenn nicht, denkt euch dies bitte jetzt.) Da es die meisten von euch schon wissen, lüfte ich zwar kein richtiges Geheimnis mehr, aber ich möchte ein kollektives OOHHHH bis nach Australien hören, sobald ihr den nächsten Satz lest. Thomas hat mir einen Heiratsantrag gemacht. (Es ist jetzt Zeit für das OOHHHH.) Dazu hat er mir einen wunderschönen Ring gegeben. Das Problem dabei ist nur, dass dieser ganze 4,5 Nummern zu groß ist. Nicht wirklich seine Schuld, ich habe einfach winzige Allienfinger. Wir haben gedacht, dass der Ring einfach umgetauscht werden kann. Dies ist, wie wir erfahren haben, nicht möglich. Er muss zu einem Juwelier geschickt werden, der diesen kleiner macht. Was so ungefähr 4 Wochen dauert. Als der nette Verkäufer mitbekommen hat, dass der Ring um 4,5 Größen verkleinert werden muss, meinte er plötzlich: "That's a problem. We need to make you a new ring. That will last at least 8 weeks." (Das ist ein Problem. Wir müssen für dich einen komplett neuen Ring herstellen. Das dauert mindestens 8 Wochen.) Ihr könnt euch sicher unsere Gesichter vorstellen. Nachdem wir unsere Problematik geschildert hatten, dass wir rumreisen und immer nur die nächsten 3 Tage planen und daher nicht wissen, wo wir in 8 Wochen sind, war auch der nette Verkäufer ein wenig ratlos. (Wir sollten ihm einen Ort angeben, in dem sich ein Michael Hill Laden befindet, zu dem der Ring geschickt wird.) Irgendwann kamen wir auf die Idee, dass er uns einfach anrufen sollte sobald mein Ring fertig ist und wir sagen ihm dann den nächstgelegenen Ort mit einem Michael Hill store. Somit habe ich den Ring sicher vorm Abflugsdatum. Erleichtert zogen wir weiter zum nächsten Ausflugsziel.

Das War Memorial in der Hauptstadt führte uns über eine Straße, die von verschiedenen Denkmälern gezäunt war. Bevor wir nach Australien kamen, war uns beiden nicht bewusst, dass Australien in wirklich jedem Krieg (Vietnam, Korea, beide Weltkriege etc.) dabei war. Anscheinend ist auch für die Geschichtslehrer Australien zu weit entfernt, um es im Unterricht zu behandeln, dabei haben habe. Sie proportional betrachtet, die meisten Menschen im Krieg verloren. Für jeden dieser Kriege gibt es in dem riesigenMuseum, einen Raum, der die komplette Geschichte des Krieges zeigt, mit den wichtigen Etappen und viele Ausstellungsstücke aus der jeweiligen Zeit. Dies war schon ziemlich beeindruckend. An jedem Abend im Jahr gibt es dort eine Gedenkzeromonie für einen gefallenen Soldaten. Bei dieser Zeremonie wird über das Leben des Soldaten und seine Todesursache berichtet. Ebenfalls werden Blumenbouquets vor einem Foto des Soldaten abgelegt. An dem Abend, an dem wir anwesend waren, wurden drei verschiedene Blumenbouquets abgelegt, von einer Marinesoldatin, von einem ranghohen Offizier und von zwei rothaarigen kleinen Jungen, die Nachfahren des Soldaten sind. Die ganze Zeremonie war sehr bewegend. Wir sangen gemeinsam mit vielen Menschen die Nationalhymne (Thomas und ich hörten nur zu) und sagten alle gemeinsam den Spruch, der an jedem Kriegsdenkmal zu sehen ist: Lest we forget. (Auf dass wir niemals vergessen mögen) Wir fanden diese Zeremonie wirklich bewegend. Es war beeindruckend, dass auch noch nach zum Teil 100 Jahren jedem gefallenen Soldaten für sein Einsatz gedankt wird.

Zum Abschluss des Tages in der Hauptstadt schauten wir uns diese nochmals von oben an, von einem Berg auf 856 Metern Höhe. Auch wenn Canberra definitiv nicht den Charme von Melbourne oder Sydney hat, haben wir den Besuch nicht bereut und hatten mit dem Parliament House und dem War Memorial zwei tolle Highlights.

 

Unser nächstes Ziel heißt Ostküste. Dafür müssen wir knappe 350 Kilometer durchs Landesinnere fahren. Man gewöhnt sich hier doch recht schnell an die Entfernungen. 350 Kilometer klingt mittlerweile für uns wie eine kleine Spazierfahrt. Wir haben übrigens seitdem wir hier sind 11.000km mit unserem Auto geschafft. Ein Hoch auf Elizabeth!!!

Cheers,

sagt die Katta

PS: die richtige Aussprache von Canberra ist übrigens Canbrra. Man betont die erste Silbe und das e wird nicht gesprochen. Warum dies in einem Blogeintrag eine Rolle spielt? Als wir des öfteren Leute über Canberra befragten (vor allem in Touristeninformationen) schauten sie uns fragend an und wussten nicht welchen Ort wir meinten, da wir die typisch deutsche Aussprache CanBErra nutzten. Irgendwann wurden wir darauf hingewiesen, dass es CANberra heißt.

PPS: Für weitere Fragen und Informationen über das australische Politiksystem steht euch Thomas jeder Zeit zur Verfügung.

PPPS: Thomas' Englisch hat sich wirklich total verbessert, trotz französischem Akzent.